wie eine Träne (beschissen klar)
Schwül heute, stickiges Drücken, da schwellen mir Finger und Füsse leicht an, und im Augenblick bin ich ein alter Hund und liege in der abgedunkelten Küche, auf dem Boden, auf dem Rücken, alle Viere von mir gestreckt: Das angenehme Kühl der Fliesen geht durch leichten Stoff auf die Haut. Ich bin nicht nur ein alter, sondern auch ein fauler Hund, und bei diesem Wetter will ich nur liegen und auf die Nachtkühle warten, will nicht mehr spazierengehn und nicht mehr Stöckchen holen. Ein Bad und schwimmen im Kanal wäre angenehm? Möglicherweise. Erstmal muss ich saufen. Kaltes, klares Wasser. Belebt ein wenig. Heute abend werde ich in die Aufrechte gehn und zu Anke fahren: Sie feiert heute ihren vierzigsten Geburtstag. Hat mir neulich erste Augenfältchen beklagt. “Trage deine Falten mit Stolz”, hab ich ihr geraten und ein gequältes Grinsen geerntet. Meinen eigenen Falten sag ich was anderes: Ihr furcht mir die Vergänglichkeit beschissen klar in die Visage. Nicht schnell, eher langsam, nicht brutal, eher zärtlich: Aber eben doch- ich welke. Irgendwann bin ich verblüht. Ende aus vorbei, gestorben.
Jetzt in der Ferne Donnergroll. Ich gehe raus auf den Balkon. Dunkle Wolken ziehn, Wind wird heftig. Vielleicht kommt gleich ein herrlicher Sommerregen runter, vielleicht lasse ich mich nass regnen, vielleicht singe ich dann auch im Regen, singin' in the rain, wer weiss. Vielleicht geh ich auch einfach unter die Dusche. Heute abend bei Anke, wah!, bin ja ohne Sebastian da, und einige Leute werden mich nach ihm fragen, und ich werde nicht die ganze Wahrheit sagen: “Auf einem Seminar ist er”, werde ich sagen, und den Rest verschweigen. Keine Lust auf dieses Thema. Keine Lust auf nervige Fragen zu wesentlichen Dingen. Ich will einen heitergeselligen Abend. Mal sehn.
Jetzt erstes Nass von oben, platsch platsch platsch ganz fette Tropfen, und ich recke mein Gesicht Richtung Himmel. Ein Tropfen trifft mich knapp unter'm Augen, kullert mir die Wange runter: Wie eine Träne.
Jetzt in der Ferne Donnergroll. Ich gehe raus auf den Balkon. Dunkle Wolken ziehn, Wind wird heftig. Vielleicht kommt gleich ein herrlicher Sommerregen runter, vielleicht lasse ich mich nass regnen, vielleicht singe ich dann auch im Regen, singin' in the rain, wer weiss. Vielleicht geh ich auch einfach unter die Dusche. Heute abend bei Anke, wah!, bin ja ohne Sebastian da, und einige Leute werden mich nach ihm fragen, und ich werde nicht die ganze Wahrheit sagen: “Auf einem Seminar ist er”, werde ich sagen, und den Rest verschweigen. Keine Lust auf dieses Thema. Keine Lust auf nervige Fragen zu wesentlichen Dingen. Ich will einen heitergeselligen Abend. Mal sehn.
Jetzt erstes Nass von oben, platsch platsch platsch ganz fette Tropfen, und ich recke mein Gesicht Richtung Himmel. Ein Tropfen trifft mich knapp unter'm Augen, kullert mir die Wange runter: Wie eine Träne.
Paula Wigges - 26. Jul, 17:21